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[Iwanowka in Westsibirien]
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             Dorfgeschichte von Iwanowka.    
°Das Land in Südrußland wurde wegen der Bevölkerungszunahme knapp. Auf der Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten waren die Deutschen immer weiter nach Osten vorgedrungen. Um die Jahrhundertwende kamen sie dann nach Westsibirien und fanden entlang der Transsibirischen Eisenbahn Land vor. Es entstanden in der Umgebung von Omsk viele Dörfer und Einzelhöfe auch "Chutors" genannt.
°Im Jahr 1907 kaufte Heinrich Epp (1858-1922) von einem Kosakenoffizier Iwanow Land in Sibirien, 2 km südlich der Eisenbahnstation Gorkoje, später Kucharewo. Das Land zog sich von Nord nach Süd. Im östlichen Teil des Gebietes befand sich ein kleiner See (Boloto) und angrenzend ein Weideland für das Vieh. Südlich befand sich ein Wald (siehe Dorfplan 1928). Auf diesem Land, legte Heinrich Epp mit seiner Familie und Geschwistern ein "Chutor" (Eppchutor) an, aus dem in Laufe der Zeit ein Dorf entstand, das nach dem Kosakenoffizier Iwanow Iwanowka genannt wurde. 
°In der Nähe von Iwanowka lagen damals schon die Dörfer Margenau (gegründet 1902), Hamburg (1903) später Putschkowo, Alexandrowka (1905) und Kornejewka (1905). In den Jahren 1919-1920 wurden von Kornelius Epp und seinen Verwandten noch einige Höfe auf seinem Land am Waldesrand angelegt, die Meshewaja (Grenze, Zwischen) genannt wurden, weil sie zwischen Iwanowka und Margenau lagen. 
°Die Hauptbeschäftigung der Dorfbewohner war Landwirtschaft und Viehzucht. Außer der Arbeitskraft, die aus eigener Familie kam, waren auch andere freiwillige Arbeiter eingestellt.  
 
°In den Jahren 1928-1932 wurde zwangsmäßig die Kollektivierung durchgeführt. Im Oktober 1929 verkauften mehrere Geschwisterfamilien ihre Häuser und machten sich auf den Weg über Deutschland nach Kanada und Paraguay. Ins Dorf zogen neue Familien hinzu.
°Iwanowka mit Meshewaja bildeten nun eine Kolchosbrigade. Der Kollektivwirtschaft Iwanowka und Meshewaja wurde 1930 Rosenfeld (etwa 8-10 Siedler) und Nikolajfeld angegliedert. Aus diesen Dörfern wurde eine separate Kolchosbrigade gegründet, die "Privet" genannt wurde. Die Bauern in Margenau haben sich zu einer Kolchose unter dem Namen "Komintern" zusammengeschlossen. Später wurde Iwanowka und Rosenfeld mit Margenau unter dem Kolchosenamen "Privet" vereinigt. Nikolaifeld wurde abgetrennt und erhielt den Namen "Thälmann". Im September 1953 wurde die Kolchose "Privet" vergrößert, die anliegenden deutschen Dörfer Putschkowo, Hoffnungstal, Nikolaifeld, aber auch die Russendörfer Pacharj, Murawej, Nadeshdowka, Probushdenije, Krasny Borock wurden angeschlossen. Die Kolchose "Privet" wurde in "Sibir" umbenannt.
°In den siebziger Jahren hieß es Iwanowka sei ein Dorf ohne Perspektive, es sollte so schnell wie möglich verschwinden und dann in Ackerland umgewandelt werden, so wie es mit Rosenfeld, Krasny Borock und mehreren anderen Dörfern zu der Zeit schon geschehen war. Nur durch das illegale Weiterbauen von Wohnhäusern wurde das Vernichten des Dorfes verhindert. Das Dorf wuchs, heute sind Iwanowka und Meshewaja zusammengewachsen und tragen seit vielen Jahren den gemeinsamen Namen Iwanowka. 
°Nach dem Krieg begannen in Iwanowka wieder die Gottesdienste. Eine Baptistengemeinde wurde gegründet. Vor dem Krieg bestand hier bis 1935 eine Mennonietengemeinde. Die Gottesdienste wurden in den Häusern der Dorfbewohner durchgeführt. Anfang der siebziger Jahre hatte Frau Maria Saretzky, eine Dorfbewohnerin der Baptistengemeinde, ihr Wohnhaus (siehe Dorfplan 1987 Nr.27) der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Dieses Haus wurde entsprechend eingerichtet und dann als Bethaus benutzt. Nach dem Tode von Frau Saretzky im Oktober 1985 wurde das Bethaus von den Behörden beschlagnahmt und verriegelt. Das geistliche Leben in Iwanowka konnte aber nicht mehr eingedämmt werden. Einige Jahre lang wurden die Gottesdienste wieder in den Häusern der Dorfbewohner durchgeführt, obwohl die Gläubigen deswegen von den Behörden verfolgt wurden. In den Gorbatschows Zeiten ist das beschlagnahmte Bethaus ohne weitere Probleme von der Baptistengemeinde wieder zurückgenommen worden. Im Jahr 1989 wurde auf dem Gelände, hinter dem alten Bethaus zusätzlich ein neues gebaut, das alte wurde auch noch mehrere Jahre von der Gemeinde für verschiedene Zwecke genutzt. Mehrere Sängerfeste und andere Veranstaltungen wurden von den Gläubigen in Iwanowka durchgeführt, zum Beispiel fand am 05.06.1988 im Wald von Iwanowka ein Sängerfest statt, zu dem schätzungsweise 2500 Menschen zusammengekommen waren.
°In der zweiten Auswanderungsphase 1989 und in den folgenden 10 Jahren sind fast alle Altbewohner Iwanowkas nach Deutschland emigriert. In die Häuser zogen wieder neue Familien ein. Am 01.01.2002 wohnten nur noch zwei Familien in Iwanowka, die ursprünglich auch in diesem Dorf geboren wurden.
°In den 100 Jahren ist Iwanowka an vielen Herzen angewachsen und ein Heimatort mit vielen guten Erinnerungen geworden.




Iwanowka in der Enzyklopädie-Wikipedia